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Zum Jahresmotto: „Tu deinen Mund auf für die Anderen“

„Tu deinen Mund auf für die Anderen“

Das Jahresmotto 2020 postuliert konkretes Handeln: Stärker als ein Imperativ – früher „Befehlsform“ genannt – kann eine Handlungsaufforderung kaum formuliert sein! Nun ist nicht jeder als Widerstandskämpfer geboren, nicht jede bereit, selbst auf die Barrikaden zu gehen.

„Tu deinen Mund auf für die Stummen“, hat Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) bereits 1938 in Anlehnung an ein Bibelzitat (Sprüche 31,8) gefordert, die Judenverfolgung schon 1933 offen angeprangert. So schrieb er seinen Mitchrist*innen in‘s Stammbuch, „gregorianisch singen“ dürfe nur, wer auch „für die Juden schreit“. Seine Zivilcourage hat der Theologe mit dem Leben bezahlt:

Am 7. April 1945 wurde er hingerichtet, noch kurz vor Kriegsende und Befreiung vor 75 Jahren. Gott sei Dank leben wir heute nicht in einer Diktatur, sondern in einer Demokratie. Den Mund aufzutun und für gerechte Verhältnisse einzustehen, ist möglich und ausdrücklich erwünscht. Den Mund aufmachen für die Anderen, gegen Missstände aufstehen, sich dem Unrecht widersetzen und für die Schwächeren einsetzen, das hat deutlich körpersprachliche Aspekte und erfordert – physische – Energie, denn: Wi(e)dersetzen kann sich nur, wer vorher aufgestanden ist. Widersetzen – mit legalen Mitteln, seien es Worte, Texte, Musik oder Kunst, Aktionen oder Demonstrationen. Wir alle können als Widerständige und Unangepasste etwas davon realisieren, im Kleinen wie im Großen. Damit Gerechtigkeit sich durchsetzt, damit unsere Demokratie bewahrt bleibt, damit Europa ein Europa für alle wird. Gemeinsam die Welt jeden Tag ein klein wenig besser machen – Tikkun Olam.